Wann werden Wertgutachten benötigt?
Bei Erwerb oder Veräußerung von Immobilien sind Wertgutachten entscheidend zur Ermittlung des Kauf- oder Verkaufspreises. In Fällen wie Erbschaft oder Scheidung sind sie oft gesetzlich vorgeschrieben und müssen vor Finanzamt oder Gericht als Beweis dienen. Solche Gutachten müssen von einem zertifizierten Gutachter oder Sachverständigen erstellt werden. Immobilienmakler ohne entsprechende Qualifizierung dürfen nur formlose Wertgutachten erstellen.
Definition Wertgutachten
Ein Wertgutachten ist ein wesentliches Dokument für Immobilieneigentümer, das als Entscheidungsgrundlage dient, ob ein Verkauf der Immobilie in Frage kommt. Es hilft dabei, das Objekt zu einem angemessenen Preis zu verkaufen. Verschiedene Aspekte müssen berücksichtigt werden, um den exakten Kaufpreis für ein bebautes oder unbebautes Grundstück zu bestimmen. Hierzu zählen rechtliche Komponenten wie Wohn- und Wegerecht, der Zeitpunkt der Wertermittlung – der Wertermittlungsstichtag – sowie die spezifischen Merkmale des Grundstücks. Während Wertgutachten in steuerrechtlichen Angelegenheiten vor dem Finanzamt oder in gerichtlichen Streitigkeiten wie Vermögensauseinandersetzungen gesetzlich erforderlich sind, reicht bei einem rein privaten Verkauf oft die Einschätzung eines Immobilienmaklers aus. Im Gegensatz zu dieser "einfachen" Methode untersuchen Sachverständige bei der Erstellung eines offiziellen Gutachtens verschiedene Faktoren vor Ort und analysieren zudem bestimmte Dokumente.
Die Bedeutung eines Wertgutachtens
Ein Wertgutachten bietet zahlreiche Vorteile:
Es berücksichtigt spezifische Merkmale der Immobilie, wie Ausstattung, Lage und Größe. Immobilienmakler, Gutachter oder Sachverständige ermitteln dadurch den tatsächlichen Wert der Immobilie, was zu einem fairen Kaufpreis führt. Das Wertgutachten liefert eine umfassende Zustandsbeschreibung des Objekts. Laien erhalten dadurch einen genauen Überblick über mögliche Sanierungs- und Renovierungskosten, die beim Kauf der Immobilie anfallen könnten. Für die Erstellung des Gutachtens bewerten Immobilienspezialisten verschiedene Aspekte, wie die Bausubstanz und eventuell vorhandene Baumängel.
Gesetzliche Vorschriften: Wann ein Wertgutachten erforderlich ist
Der Gesetzgeber verlangt in bestimmten Situationen die Erstellung eines Wertgutachtens, da die genaue Bewertung von Immobilien nicht nur für Verkäufer und Käufer von Bedeutung ist. In den folgenden Fällen ist ein Wertgutachten gesetzlich vorgeschrieben:
- Bei einer bevorstehenden Zwangsversteigerung
- Zur Festlegung des Betriebsvermögens
- Bei gerichtlichen Auseinandersetzungen, wie Erbstreitigkeiten
- In Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit einer Scheidung
- Zum Nachweis des Objektwerts gegenüber dem Finanzamt
Einzelheiten über den Inhalt eines Wertgutachtens
Ein Wertgutachten berücksichtigt zahlreiche Faktoren, die von Gutachtern oder Sachverständigen eingehend geprüft werden. Ein wichtiger Aspekt ist die Lage der Immobilie: Die Beliebtheit der Umgebung, die Nähe zu kulturellen und freizeitorientierten Angeboten sowie eine gute Verkehrsanbindung fließen direkt in die Wertermittlung ein.
Ein weiterer wesentlicher Bereich ist der Zustand der Immobilie, der sowohl bauliche als auch technische Aspekte umfasst. Dazu gehören die Bewertung der Wasser- und Gasleitungen, Elektroanlagen sowie der allgemeinen Bausubstanz. Der Erschließungsgrad der Immobilie, also die Anbindung an das Wassersystem und das Telefonnetz, wird ebenfalls berücksichtigt.
Die energetische Konstitution der Immobilie wird durch die Beschaffenheit der Außenwände, des Dachs und der Fenster bewertet. Zudem wird die Außenanlage in die Bewertung einbezogen: Wie tragen Gartenanlagen, Carports oder Garagen zur Wertsteigerung der Immobilie bei?
Ein Wertgutachten erstellen: Diese Dokumente werden benötigt
Für die korrekte Erstellung eines Wertgutachtens benötigen Sachverständige eine Vielzahl an Unterlagen. Immobilieneigentümer sollten dem Gutachter nach Möglichkeit folgende Dokumente zur Verfügung stellen:
- Berechnung der gesamten Wohnfläche
- Belege über durchgeführte Modernisierungen
- Grundbuchauszug (nicht älter als drei Monate, erhältlich beim Grundbuchamt)
- Auszug aus dem Baulastenverzeichnis (vom Bauordnungsamt)
- Alle objektspezifischen Bauzeichnungen (einschließlich Grundriss-, Schnitt-, sowie Um- und Anbauzeichnungen)
- Auszug aus der Flurkarte (nicht älter als drei Monate, erhältlich beim Katasteramt)
- Bei Erbbaurecht: Nachweis des Erbbaurechtsvertrags und des aktuellen Erbbauzinses
- Bei Eigentumsimmobilien: Aufteilungsplan, Teilungserklärung, Informationen über Nebenkosten, Protokolle der letzten drei Eigentümerversammlungen
- Bei Mietobjekten: Mietvertrag und Informationen über die Nettokaltmiete
- Bei denkmalgeschützten Objekten: Kopie des Denkmalbescheids
Kosten: Wie teuer ist die Erstellung eines Wertgutachtens?
Bei der Erstellung eines privaten Wertgutachtens können Sachverständige und Kunden die Höhe des Honorars frei verhandeln. Deshalb sollten Verbraucher vor der Beauftragung mehrere Angebote einholen. Die Kosten für das Wertgutachten hängen hauptsächlich vom Wert der Immobilie und dem Arbeitsaufwand ab. Im Gegensatz dazu sind die Gebühren für ein Wertgutachten, das vor Gericht verwendet wird, in der HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) festgelegt. Allerdings sind die Vorgaben der HOAI 2002 seit 2009 nicht mehr vollständig bindend. Eine kostengünstigere Alternative zum ausführlichen Gutachten ist das Kurzgutachten.
Kontakt zu AUEN Immobilien
Karte öffnen
Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass bei der Aktivierung der Karte Daten an den Anbieter Google übermittelt werden.